Straßenkönigs Tagebuch
 
 
 
 

Über das Blog

Hier schreibt ein ganz normaler Motorradenthusiast über die ganz alltäglichen Touren und Erlebnisse mit seiner Harley-Davidson Road King - seinem Straßenkönig: die abendliche Runde über die Hausstrecke, die Wochenendtour durch die Region, den Besuch eines Motorradtreffens, die Umbauten am Bike und vieles mehr. 

Zum Straßenkönig gesellten sich im Laufe der Zeit noch eine Sportster XL 1200 Custom als eigenes Bike meiner Frau und eine Shovelhead-Electra Glide aus dem Baujahr 1972, eine Oldtimer-Liebhaberei mit hohem Spaßfaktor und erstaunlicher Alltagstauglichkeit. Auch darüber erfährst Du natürlich alles auf diesen Seiten. 

Wenn Du tagesaktuelle Berichte über sensationelle Touren oder aufwendige Custombikes suchst, muss ich Dich enttäuschen. Das findest Du hier nicht. 

Allen anderen wünsche ich viel Spaß!    

Über den Autor und seine ersten Moppeds

Mit 16 machte ich den Führerschein der Klasse 1b und startete mit einer RD 80 MX in die große weite Welt - oder zumindest soweit, wie die Welt damals mit einem Leichtkraftrad und knapp 7 luftgekühlten Zweitakt-PS zu erobern war. Pünktlich zum 18ten Geburtstag war dann der Führerschein der Klasse 1 bestanden und ich sattelte um auf eine XZ 550 S - immerhin ein Mopped mit V2-Motor, auch wenn es sonst praktisch keine Ähnlichkeit mit der späteren Liebe Harley-Davidson zu tun hatte. 

Wegen einiger technischer Probleme wurde aus der XZ 550 S schon nach zwei Jahren eine XJ 600, aus heutiger Sicht eine völlig unverständliche Wahl. Damals aber war die XJ ein bezahlbares, solides Mopped. Es begleitete mich zuverlässig und bot auch meiner Sozia einen bequemen Platz, bis sie auf ihr eigenes Mopped, eine SR 500, umsattelte. Diese beiden Motorräder begleiteten uns sommers wie winters durch Ausbildung, Studienzeit und erste Jobs, bis dann ab Mitte Zwanzig die Leidenschaft Motorrad ruhen musste.     

Über den Straßenkönig

Der Traum, die Welt wieder auf zwei Rädern zu erkunden, nagte 20 Jahre lang in mir. Aber es sollte unbedingt eine Harley-Davidson sein, da gab es keine Kompromisse. Die Idee, mir den Traum zum 40ten Geburtstag zu erfüllen, scheiterte am Kontostand. Irgendwie waren die Ziffern und ihre Anzahl vor dem Komma zu klein. Also verschob ich die Erfüllung auf den 50ten. Aber soviel Geduld musste ich dann doch nicht aufbringen. Schließlich gibt es ja auch halbrunde Geburtstage, die man weder unterschätzen noch vernachlässigen sollte. 

Kurz vor meinem 45ten Geburtstag surfte ich auf die Homepage des örtlichen Harley-Händlers. Da war sie: eine hellblaue Road King, Baujahr 2006. Klassisch, schön, schnörkellos, beeindruckend. Und am Wochenende war Open House. Also nichts wie hin und anschauen. In echt sah sie noch besser aus als im Netz. Es gab kein zurück mehr…  

Über die Leidenschaft 

Warum ich Motorrad fahre? Warum ich ausgerechnet der Marke Harley-Davidson verfallen bin? Ich weiß es nicht. Aber eines war mir nach den ersten Ausfahrten mit meinem Straßenkönig sofort klar: Beim Motorradfahren kann ich den Alltag komplett hinter mir lassen. 

Wenn der V2 unter mir blubbert und ich über die Landstraßen cruise, dann gibt es nur noch die Straße, meine Maschine, meine Rockerbraut und ihre Sporty und den Verkehr um mich herum. Darauf konzentriere ich mich. Wie bei einem Aufmerksamkeitstraining. Ärger, Stress und Sorgen weht der Fahrtwind fort und stattdessen gute Laune und Entspannung heran. 

Außerdem entschleunigt mich mein Straßenkönig auf seine ganze eigene, herzhaft-kernig schüttelnde Art. Mit ihm ist der Weg das Ziel. Ein gut gewähltes Ziel kann dabei allerdings ein triftiger Grund sein, sich auf den Weg zu machen. Deshalb steuern meine Rockerbraut und ich immer wieder Harley-Treffen an, meist über kurvenreiche Umwege. Denn dort treffen wir Menschen, die genauso verrückt und entspannt sind wie wir und unsere Leidenschaft teilen. Wenn die Band dann Rockklassiker wie Born to be Wild anstimmt und rundum erwachsene Menschen im gestandenen Alter den Text von der ersten bis zur letzten Zeile mitgrölen, dann weiß ich jedes Mal, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Platz angekommen bin - egal, ob das nun gerade in, hip oder sonst was ist!

Und weil ich mich über jeden Menschen freue, der meine Leidenschaft für das Motorradfahren teilt, grüße ich auch fleißig - Biker, die mir auf der Straße entgegen kommen, die am Straßenrand oder an einer Kreuzung stehen, die im Cafe an der Fahrstrecke sitzen; relaxte Chopperfahrer, Piloten vollverkleideter Reisedampfer, aufrecht dem Wind trotzende Reise-Enduro-Piloten, zusammengefaltete Rennmaschinenlenker, Cafe-Racer und Ratbike-Fahrer; Ein-, Zwei-, Drei-, Vier- oder Sechszylinder; Zwei- und Viertakter. Ganz gleich, ich versuche immer mit der Linken zum Gruß zu winken! Und mir ist bisher auch noch nicht die Hand, ja nicht einmal der kleine Finger abgefault, nur weil ich im Eifer des Winkens einmal einen Rollerfahrer gegrüßt habe!

Sollte ich einmal nicht grüßen, dann:

  • betätige ich gerade die Kupplung,
  • habe ich Dich, lieber Motorradfahrer, vielleicht gerade einfach nicht gesehen, 
  • bin ich so nah an einem Treffen, dass das Grüßen angesichts der massenhaft entgegen kommenden Biker einfach keinen Sinn mehr macht und zu Muskelkater, Sehnenentzündungen oder Haltungsschäden am linken Arm führen würde. 

In diesen Situationen bitte ich um Verständnis für meine Unfreundlichkeit!